Wärmepumpe – die Technik muss auch zum Haus passen

Interview mit Dipl.-Ing. Thomas Weber,
Bausachverständiger und Leiter des VPB-Regionalbüros Fulda

Wärmepumpe muss zum Haus passen

Wenn es um das Energiekonzept eines Gebäudes geht, spielt die Wärmepumpe eine immer größere Rolle. Allerdings nicht immer die richtige, wie der Ingenieur und VPB-Bausachverständige Thomas Weber kritisiert.

Antwort:
Wärmepumpen sind mittlerweile zwar Stand der Technik – also eine Möglichkeit, Heizenergie für ein Gebäude zu liefern. Aber die Wahl ist keineswegs immer sinnvoll. Aus meiner Erfahrung als Sachverständiger des Verbands Privater Bauherren weiß ich: Eine Wärmepumpe ist oft ein Fehlkauf.

Antwort:
Das auch. Ob eine Wärmepumpe effizient ist, liegt an einer Reihe von Faktoren: der Jahresarbeitszahl, der Leistungszahl und der Vorlauftemperatur. Angaben zu nur einem dieser Merkmale sagen nichts über die Gesamtleistung. Außerdem gibt es ja verschiedene Wärmeaggregate: die Sole-Wasserpumpe, die Wasser-Wasserpumpe, die Abluft-Wärmepumpe und die Luft-Wasser-Wärmepumpe.

Antwort:
Die Luft-Wasser-Wärmepumpe, da sie keine aufwendigen Bohrungen erfordert. Für sie ist der Aufwand am geringsten, baulich wie finanziell. Mit Anschaffungskosten von 1000 bis 1300 Euro pro Kilowatt (kW) benötigter Heizleistung ist sie am günstigsten.

Antwort:
Ja, oftmals nicht. Wärmepumpen eignen sich gut für Gebäude mit einem Heizleistungsbedarf von 10 Kilowatt und weniger. Rechnen wir mal mit einer Heizlast von 10 Kilowatt. In diesem Fall kostet die Luft-Wasser-Wärmepumpe um die 13.000 Euro. Dazu kommen noch die jährlichen Energiekosten von 70 kWh/m² a x 150 m² Wfl = 10.500 kWh/a zuzüglich ca. 1.900 kWh Warmwasserbedarf = 12.400 kWh Nutzwärmebedarf. (12.400 kWh / 3,2 * (0,25+0,3)/2 €/kWh) von etwa 1.066 Euro. Eine Gas-Brennwerttherme kostet um die 5.500 Euro, die Betriebskosten liegen bei 830 Euro. Das sind 240 Eiro mehr. Der Kauf einer Wärmepumpe lohnt sich also aktuell nicht. (Stand Frühjahr 2020)

Im Ergebnis ist es aktuell (Stand Frühjahr 2020) so, dass sich unter den aktuellen Randbedingungen des Strompreises von circa 25 bis 30 Cent pro kWh und einer durchschnittlichen Jahresarbeitszahl von 3,2* bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe sich ein Wärmepreis von 7,8 bis 9,4 Cent pro kWh ergibt. Bei einer Gastherme, die im guten Brennwertbereich läuft, ist von einem durchschnittlichen Wirkungsgrad von 90 Prozent auszugehen. Der Gaspreis liegt aktuell bei rund. 6 ct/kW; damit ergibt sich ein Wärmepreis von 6,7 ct /kWh. Somit ist die Luft-Wasser-Wärmepumpe aktuell teurer. Hinzu kommt noch der rund doppelt so hohe Anschaffungspreis.

* Siehe https://www.wp-monitoring.ise.fraunhofer.de/.../ergebnisse.html

Schaut man sich hingegen eine Erdreich-Wärmepumpe an, dann liegt die Jahresarbeitszahl bei 4,3 für neue Anlagen. Somit ergeben sich hier Kosten für die Bereitstellung des Nutzwärmebedarfs von (12.400 kWh / 4,3 * (0,25+0,3)/2 €/kWh) von etwa 793 €. Es sind jedoch die zusätzlichen Kosten für die Wärmequelle von ca. 1.000 € / kW Entzugsleistung zu berücksichtigen. Bei einem jährlichen Nutzenergiebedarf von 12.400 kWh und einer JAZ von 4,3 muss die Wärmequelle jährlich 12.400 kWh– 12.400 kWh/4,3 = 9.448 kWh ˜ 10.000 kWh liefern. Somit fallen hierfür überschlägig ca. 10.000 Euro zusätzliche Investitionskosten an. Daher stehen bei dieser Variante mit ca. 793 Euro jährlichen Nutzenergiekosten zusammen ca. 23.000 Euro Anlagenkosten gegenüber. Die Gastherme erfordert aktuell jedoch bei ca. 830 Euro jährlichen Nutzenergiekosten lediglich 5.500 Euro Anlagenkosten. Hierbei muss jedoch die zukünftig steigende CO2-Steuer im Auge behalten werden.

Antwort:
Wenn ein Anschluss ans Gasnetz besteht, ist das aus meiner Sicht unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten in der Regel die günstigste Lösung. Auch für einen wassergeführten Pellet-Ofen spricht einiges. Neben dem Preis übrigens auch die Tatsache, dass Holz ein regionaler und vor allem nachwachsender Rohstoff mit einer sehr guten Kohlendioxidbilanz ist.

Antwort:
Das muss man im Einzelfall mit einer unabhängigen Energieberatung prüfen. Pauschale Empfehlungen helfen nicht weiter. Das gilt ganz grundsätzlich, gleich welches Energiekonzept man favorisiert. Ist zum Beispiel im Zuge der Baumaßnahmen auf dem Grundstück ohnehin ein Aushub nötig, dann kann sich durchaus auch der Einbau einer Wärmepumpe vergleichsweise unaufwendig erledigen lassen, für die Bodenarbeiten nötig sind.

Antwort:
Dass es ein Gebäude mit einem geringen Heizwärmebedarf sein muss, ist klar. Das Haus sollte über Fußboden- und/oder Wandheizung verfügen, denn diese laufen mit geringen Vorlauftemperaturen. Allerdings taugt die Wärmepumpe nicht zur Warmwasserbereitung. Um größere Mengen warmen Wassers mit einer Temperatur von mindestens 60 Grad zu liefern, ist die Wärmepumpe schlecht geeignet. Das sollte man auch wissen.

Antwort:
Es kommt wohl auf den Schwerpunkt an, den jemand hat. Wenn man die Investition nur unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet, wird man sich sicher dagegen entscheiden. Wer sich in seinem Haus unabhängig von fossilen Brennstoffen machen möchte, wird womöglich zu einem anderen Ergebnis kommen. Manche beruhigt es auch, dass sie mit der strombetriebenen Wärmepumpe kein Feuer mehr im Haus haben und der Schornsteinfeger nicht mehr zu kommen braucht.

Experteninterview Stand 4-2020


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